LAWRENCE ERLBAUM ASSOCIATES, PUBLISHERS
Hillsdale, New Jersey Hove and London
Summer 1990
Der Einfluß Sensorischer Deprivation und Ego Strenght auf den Grad Autistischen Denkens
Robert H. Harrison
Universität Boston
Joseph Newirth
New York City
In einem Experiment zur Prüfung der Wirkung der Psychoanalyse auf die Ich-Funktion wurden 18 männliche und 18 weibliche Probanden ausgewählt und in gleicher Zahl 3 1/2 Stunden lang entweder sensorischer Deprivation (SD), sozialer Isolation (SI) oder sozialer Partizipation (SP) ausgesetzt. Ihr Level des autistischen Denkens wurde bestimmt durch die Messung einer Wort-Assoziation, die unmittelbar vor und nach der Behandlung durchgeführt wurde, der jeder Proband zugeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, daß Probanden, die der SD zugeteilt wurden, von Vor- zu Nachbehandlung einen Punktanstieg im autistischen Denken aufwiesen, wohingegen die Probanden der beiden Kontrollbedingungen (SI und SP) einen Abfall zeigten. Obwohl Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI) ego strength (Es) Punktzahlen in negativer Wechselwirkung mit dem Ausgangsniveau des autistischen Denkens bei allen Probanden stand, hatten die Experimental- und Kontrollbedingungen ihren größten Einfluß auf Probanden, die in Es niedrig gepunktet waren. Die Er gebnisse wurden als Unterstützung der Hypothese interpretiert, daß consensuales Verhalten (besonders bei Probanden, die in Es niedrig bewertet waren) von einem kontinuierlichen Kontakt mit der Wirklichkeit abhängt.
Das Beispiel der sensorischen Deprivation liefert eine große Gelegenheit, die psychoanalytische Theorie der Ich-Funktionen in einem empirischen Test zu subjektivieren. Gemäß der psychoanalytischen Theorie (cf. Goldberger & Holt, 1958) ist das Ich verantwortlich für die Anpassung des menschlichen Organismus an die äußere Realität; Das Prüfen der Realität ist eine seiner Haupttätigkeiten. Psychoanalytiker definierten die Realitätsprüfung als einen Prozess der Differenzierung zwischen: a) persönlichen Gedanken und consensual übereinstimmend mit Tatsachen, b) Wünschen und Handlungen und c) Phantasien und Erinnerungen. Es beinhaltet ebenfalls, Schlußfolgerungen über Fakten zu treffen, um neue Erlebnisse erfolgreich vorauszusehen und zu verstehen. Andere Ich-Funktionen beinhalten den Umgang mit Angst durch Widerstände; Handlung und Handlungsplanung; und die Vermittlung der Anfor-derungen von Realität, Wünschen und Verboten in anpassungsfähiger Weise. Weil das Ich einen Großteil seiner Struktur aus den adaptiven Begegnungen mit der äußeren Realität gewinnt, folgt daraus, daß eine Deprivation des Realitätskontaktes (SD) die Funktions fähigkeit des Ichs signifikant schwächen würde und somit die Fähigkeit eines Individuums schwächen, eigene Gedanken von consensualen zu unterscheiden, was den intrapsychischen Konflikt und seine daraus folgende Angst steigern würde.
Frühe Ergebnisse von Heron, Doane, Scott (1956) und ihren Kollegen ergaben Beweise für eine erhebliche Verschlechterung der Ich-Funktionen (Halluzinationen, Wahrnehmungsverluste und kognitiv-intellektuelle Ausfälle) bei Probanden, die eine verlängerte SD durchgemacht hatten. Spätere Experimente in dieser Richtung mit größeren, weniger ausgewählten Gruppen von Probanden mit kürzeren Deprivationsperioden (1-2 h) waren nicht in der Lage, viele dieser Ergebnisse zu wiederholen (Zuckerman & Cohen, 1964). Zubeks (1964) gut kontrollierte Studien, die Deprivationsperioden von bis zu 1 Woche verwendeten, stellte die ursprünglichen Ergebnisse der sensorischen Phänomene und Wahrnehmungsverzerrung wieder her, aber nicht für die meist intellektuellen Aufgaben.
Suedfelds (1969) Bericht über die SD Forschung verbindet die Wirkungen der SD mit der Aufgabenkomplexität. SD neigt nicht dazu, die Durchführung einfacher Aufgaben zu beeinflussen. Ihre Effekte sind am deutlichsten, wenn die Aufgaben unstrukturiert und kompliziert sind, wie bei der Erfindung von Geschichten für den Thematischen Apperzeptions Tests (TAT) (Suedfeld, Vernon, Stubbs & Karlins, 1964).
Eine passende Erklärung für die aufgabenabhängige Natur dieser Ergebnisse ist, daß die Durchführung vieler kognitiver Aufgaben überstrapaziert ist, und bei vielen von ihnen gibt es verschiedene mögliche konvergente Begründungsrichtungen, was einen Stillstand in der Genauigkeit des Denkens beim Betreffenden bewirkt. So kann das logische Denken, obwohl verzwickt und komplex, erfolgreich aufrecht erhalten werden. Andere Arten des Denkens, basierend auf Übereinstimmung und logisch nicht kontrollierbar, können genauso vom Kontakt mit der sensorischen und interpersonalen Welt abhängen, wie Wahrnehmungen; die Sinnhaftigkeit und Verstehbarkeit könnte ähnlich anfällig für SD Erfahrung sein.
Eine Form der Gedankenstrukturen, die primär auf consensualem Denken basiert, ist das Netz der Wort-Verbundenheit. Wörter können untereinander durch Logik verbunden sein (i.e. Stuhl – Möbel), aber sie können auch durch Angrenzungen in der Sprache miteinander verbunden sein (i.e. Stuhl – Person) oder durch Berührung mit ihren Vertretern in der Umgebung (i.e. Stuhl – Tisch). Noch andere Verbindungen zwischen Worten, dürften, auf der Basis des Reims oder auf der Basis idiosynkratischer Nachbarschaft, nicht weit verbreitet sein in dieser Kultur. Da diese Zusammenhänge nicht sofort verstanden werden, werden sie oft dem Autismus zugeschrieben.
Aus dieser Argumentation folgt, daß Wort-Assoziationen nach SD weniger consensual, idiosynkratischer und unüblicher sein dürften als jene, die nach einem vergleichbaren Zustand der Nicht-Deprivation produziert werden. Kubzansky (1964) versuchte ein solches Experiment und fand heraus, daß seine Probanden ihre allgemeinen assoziativen Punktzahlen nach SD nicht erhöhten. Ohkubo und Kitamura (1965) fanden mehr low-effort (i.e. Antonyme) Assoziationen in der SD Gruppe, als in den Kontrollgruppen. Es könnte sein, daß diese Inkonsistenz von der Tatsache herrührt, daß die einfache Wort-Assoziation eine zu leichte Aufgabe ist. Die Probanden wurden aufgefordert, für jedes Stimulus-Wort einen Wort-Assoziation zu bilden; nicht eine Sequenz von Worten, angeregt durch zugrundeliegende Gedanken, wie bei einem Satz. Daraus folgte demnach, daß eine komplexere Aufgabe, die eine Reihe assoziativer Bindeglieder erforderte (wobei das überstrapazierte Format des grammatikalischen Urteils vermieden wurde) autistische Zusammenbrüche im consensualen Denken offenbaren müßte.
Wir erfanden eine solche Aufgabe – den Assoziativen Bridge Test (ABT) für dieses Experiment. In diesem Test wird der Proband aufgefordert, eine konsensuale Kette von Assoziationen zu schaffen, die einen Ausgangsstimulus-Begriff mit einem damit unverbundenen End-Stimulus-Begriff verbinden. Die Kette kann so lang sein, wie der Proband sie wählt. Die daraus resultierenden assoziativen Bindeglieder zwischen den Wortpaaren einer Kette werden für den Autismus nach einer 3-Punkte-Skala bewertet, rangierend von plausibel (0) bis völlig obskur (2). In jeder Testausgabe gibt es 20 Stimulus-Paare. Die Test-Punktzahl ist die Summe aller 20 Glieder in allen 20 Ketten. In einer unabhängigen Studie fand Finkelstein (1979) heraus, daß die Autismus-Punktzahl p < 0,01, bei chronisch Schizophrenen höher war, als bei geistig gesunden Arbeitern, gleichrangig in Alter und Bildung. Die Haupthypothese dieser Untersuchung ist, daß Probanden, nachdem sie SD ausgesetzt waren, mehr Anzeichen für autistisches Denken enthüllen, als Probanden, die Kontrollbedingungen ausgesetzt waren.
Zwei weitere Hypothesen beschäftigen sich damit, wie individuelle Unterschiede der Ich-Stärke in Beziehung stehen zu autistischem Denken und zu dem Einfluß der SD Erfahrung. Mit Ich-Stärke meinen wir den Umfang, in dem das Ich seine adaptiven Funktionen ausdehnt, in die es durch Psychoanalyse versetzt wird. Somit war vorhersehbar, daß Ich-Stärke in negativer Wechselwirkung mit autistischem Denken stehen würde. Ich-Stärke könnte ebenfalls negativ mit dem Grad korrelieren, zu dem autistisches Denken durch ein SD Erlebnis ansteigt.
Holts (1966) Adaptive Regressions Messung (ARS), basierend auf dem Rorschach Test, arbeitet mit einen Aspekt der Ich-Stärke: die Fähigkeit, primäre Denkprozesse bei Aufgaben, rangierend von der Problemlösung bis zur Traum Erinnerung, in einer adaptiven Weise zu tolerieren und anzuwenden. Goldberger (1961) fand heraus, daß eine frühe Version der ARS positiv mit kontrollierten primären Denk-Prozessen und Schlafzeiten während SD korreliert, was darauf hindeutet, daß hohe ARS-Probanden sich wohl genug fühlten, um zu schlafen. Vier andere Studien, die andere Versionen der ARS
verwendeten (Myers, 1972; Myers & Kushner, 1970; Wright & Abbey, 1965; Wright & Zubek, 1969), fanden ähnlich heraus, daß ARS negativ mit erfahrenem Unbehagen während SD und mit kognitiver Beeinträchtigung korreliert.
Wir verwendeten in unserer Untersuchung die Barron Ego Strength (Es) Skala aus dem MMPI, weil sie sich als empirisch erfolgreich und als weithin verbreiteter Weg erwiesen hat, das Konzept zu erarbeiten. Sie wurde entwickelt, um ein erfolgreiches Ergebnis der Kurzzeit-Psychotherapie (Barron, 1953) vorauszusagen und hat sich seitdem bei äußerst kreativen Künstlern und Wissenschaftlern (Barron, 1969) als mit der Psychopathologie (vermutlich hielt sie sie unter Kontrolle) verbunden gezeigt. Sie scheint ebenfalls besser mit den Spannungen fertig zu werden, die in den ersten 6 Monaten einer Krebsbehandlung auftreten (Sobel & Worden, 1979).
Auf diese Weise prophezeiten wir, daß die Es Scores negativ mit den Messungen des autistischen Denkens, abgeleitet von der präexperimentalen Anwendung des ABT, korrelieren würde, und daß ES negativ mit dem Grad korrelieren würde, mit dem die Probanden unter SD Bedingungen im autistischen Denken anstiegen, wie es mittels ABT gemessen wurde.
METHODEN
Probanden
Sechsunddreißig Probanden, 18 Männer und 18 Frauen, wurden aus einem Kurs über Einführung in die Psychologie, gehalten an der Universtiät vom Massachussets, in Amherst, rekrutiert. Sie wurden für ihre Zeit bezahlt, entweder mit den Teilnahmegebühren an Kursen oder in bar. Die Probanden beiderlei Geschlechts innerhalb einer 18-er Gruppe wurden gleichmäßig nach Zufall einer von drei Experimentalbedingungen zugewiesen: Sensorische Deprivation (SD), Kontrollgruppe Soziale Isolation (SI), oder Kontrollgruppe soziale Partizipation (SP). In jeder Experimentalgruppe wurde die Hälfte der Probanden angewiesen, zuerst Form A des ABT (Vorbehandlung) und als zweites Form B (Nachbehandlung) zu nehmen; die andere Hälfte erhielt die beiden Formen des ABT in umgekehrter Reihenfolge. Alle Probanden erfüllten ihre experimentalen Bedingungen, nur ein (SI) Proband brach das Experiment vorzeitig ab und wurde ersetzt.
Experimentales Setting
Die SD Probanden und die SI Probanden wurden 3 1/2 Stunden lang in einen schalldichten, erleuchteten, temperatur- und feuchtigkeitsgeregelten Raum eingeschlossen. Dieser Raum wurde zur Anwendung des ABT für alle Probanden benutzt. Die Temperatur betrug 70 o F und die Feuchtigkeit 50%. Die Temperatur Kontrolleinrichtung produzierte ein niederfrequentes Tarngeräusch von fast 72 Db. Zusätzlich zu einem Krankenhausbett war das Zimmer mit einigen Tischen und Stühlen und zwei Kassettenrecordern ausgestattet. Der Kontakt mit dem Versuchsleiter, der in einem angrenzenden Raum saß, wurde durch eine einfache Sprechanlage und einen Ein-Weg Spiegel bewerkstelligt.
Experimentelle Behandlungen
Die Experimentalbedingungen der SD bestanden daraus, daß die Probanden aufgefordert wurden, sich ruhig in das Krankenhausbett zu legen, wobei jedes Auge mit einem halben Ping-Pong Ball abgedeckt wurde. Des weiteren trugen die Probanden Kopfhörer, die ein 70 Db starkes, helles Geräusch übertrugen, hervorgerufen mittels eines Grason-Stadler Model 455c Geräuschgenerators. Auf ein Signal hin, das jede halbe Stude innerhalb der 3 1/2 Stunden ertönte, sollten die Probanden ihre Gedanken, Imaginationen und Empfindungen mitteilen. Die Instruktionen wurden eingesetzt, um die Berichte über neue und interessante Empfindungen und Erlebnisse als ein Ergebnis der veränderten Umgebung zu erhöhen.
In der SI Kontrollgruppe saßen die Probanden im Experimentalraum an einem Tisch, auf dem Ausgaben des National Geographic Magazins, ein Bleistift und Papier lagen. Die Probanden mußten Kopfhörer tragen, die in stündlichem Wechsel klassische Musik oder Jazz spielten. Beides, die National Graphic Magazine und die Musik wurden ausgewählt, um den menschlichen bildlichen und/oder optischen Anteil zu minimieren. Wie bei der SD wurden die Instruktionen geschaffen, um Meldungen (alle halbe Stunde) von neuen und interessanten Empfindungen und Erlebnissen als ein Ergebnis der veränderten Umgebung hervorzulocken.
Den Probanden der SP Kontrollgruppe wurde einfach mitgeteilt: a) daß sie Teil eines Experiments über die Wirkungen der Umgebung auf das Bewußtsein seien, b) über ihre normale Routine hinauszugehen (nach dem einleitenden ABT Test), und c) über die vergangenen 3 1/2 Stunden zu berichten.
Messungen des Autistischen Denkens (ABT)
Tabelle 1 zeigt die 40 Wortpaare, die bei beiden Formen des ABT verwendet wurden. Die Wortpaare wurden aus den Wort-Assoziations- Normen (Bousfield, Cohen, Witmarsh & Kincaid, 1961; Russel & Jenkins, 1954) ausgewählt, nach dem Kriterium, daß die Wörter eines jeden Paares nicht in der Hierarchie der jeweiligen Antworten erscheinen sollte. Die beiden Formen entsprachen ungefähr den Pilotentests. Die Anweisungen für die Probanden waren:
Wir sind daran interessiert zu sehen, wie die Menschen von einem Gedanken zum nächsten gelangen, Ich werde Ihnen Wortpaare anbieten. Es ist Ihre Aufgabe, eine Wortkette zu bilden, die vom ersten Wort des Paares zum zweiten führt. Gebrauchen Sie so viele oder so wenige Wörter, wie Sie wollen. Die Beziehung zwischen den Wörtern in der Kette muß keiner logischen Gesetzmäßigkeit folgen. Zum Beispiel, wenn das erste Wortpaar naß – krank wäre, könnten Sie sagen „naß, Regen, dunkel, kalt, niesen, Temperatur, krank.“ Das Wichtigse ist, daß Sie sich darauf konzentrieren, eine Wortkette zu bilden, die vom ersten zum zweiten Wort führt.
TABELLE 1
Assoziativer Bridge Test
────────────────────────────────────────────────────────———
Form A Form B
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glatt Junge Walnuß Maus
Arzt falsch Statue mehr
rauf Liebe süß Tiger
laden Licht Erde Spiel
Organ Tag konstant Blume
Ozean zwei Billiard Mama
Frau Tür Religion Wasser
Papa weiß Schlüssel Butter
Stahl Berg hungrig Ball
nackt stopfen Hörner Ball
Golf Nahrung Kleidung Mond
Apfel Furcht Schaf richtig
Mond Haare Kanarienvogel Schlaf
Pferd nackt schließen weiß
Nacht variabel Städter Wasser
Bauch rauh schlecht rund
sanft größer schwer brauchen
Fieber Stuhl Grapefruit männlich
Hügel Schmerz Angst haben sauber
hell Krankheit durstig Nagel
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Jede Assoziationskette wurde auf einer separaten Indexkarte festgehalten, zur Identifikation codiert und dann von einem zweiten Verfasser und einem anderen, in klinischer Psychologie graduierten Studenten nach zwei Kriterien blind ausgewertet: die Anzahl der autistischen Bindeglieder und die Anzahl der Wörter in der konstruierten Kette. War ein assoziatives Bindeglied unverständlich, erhielt das autistische Denken die Bewertung 0. Wenn es unwesentlich war, oder wenn der Bewerter ein falsches Wort finden konnte, daß zwei unverständliche Glieder an der Stelle des unklaren bildete, wurde es mit 1 bewertet. Wenn keine Beziehung zwischen den beiden Wörtern gefunden werden konnte, gab es 2 Punkte. Zum Beispiel Kind – Mutter = 0, Garage – Mutter = 1, (Haus plaziert zwischen Garage und Mutter würde zwei verständliche Bindeglieder darstellen) und Wind – Mutter = 2. Für jedes Kettenglied wurden die Punkte der einzelnen Glieder summiert. Die Reliabilitätsquote dieser Punktzahlen lag bei 0,75 über den 2440 konstruierten Ketten. Später wurden die quotenmäßigen Unterschiede durch Diskussion aufgelöst.
Verfahren
Die Probanden wurden einzeln über einen 4 1/2 Stunden Block getestet, was angenehm war für Experimentator und Proband. Gewöhnlich waren die besten Zeiträume die nach dem Mittag- und Abendessen, sodaß die Probanden nicht hungrig waren. Wenn ein Proband ankam, wurde er oder sie in den Experimentalraum gebracht, und man gab ihnen die MMPI Es Skala zum Ausfüllen. Sofort danach wurde dem Proband mitgeteilt, daß der Versuchsleiter einige Instruktionen von einem Kasettenrecorder vorspielen würde. Nachdem den Instruktionen, entsprechend seinen oder ihren Versuchsbedingungen vorgespielt worden waren, wurde der Proband gefragt, ob er oder sie die Instruktionen verstanden hatte. War dies der Fall, wurde entweder Form A oder Form B des ABT mündlich mitgeteilt und die Antworden des Probanden auf einem Tonband festgehalten. Am Ende der 3 1/2 stündigen Versuchsperiode wurde die andere Form des ABT durchgeführt.
Ergebnisse
Eine vorläufige Analyse von Varianz (ANOVA), Experimental- bedingungen x Geschlecht x Test Form x Vorher – Nachher, zeigte, daß weder diese Effekte noch ihre Interaktionen einen signifikanten Effekt auf die Kettenlänge hatte; daher können die Ergebnisse, die im folgenden beschrieben werden, nicht der Wirkung der experimentellen Bedingungen auf den Wortreichtum der Probanden im ABT zugeschrieben werden. Eine zweite vorläufige ANOVA, die die Scores des autistischen Denkens als die abhängige Variable verwendete, zeigte, daß Form A des ABT etwas mehr autistische Bindeglieder hervorbrachte, als Form B, F (1,24) = 2,65, p < 0,20. Zwei Analysen der Covarianz (ANCOVAs), eine über die Pre-Scores des Autismus und die andere über die Post-Scores des Autismus, die die Länge der Bindeglieder als eine Covariante gebrauchte, zeigte, daß es leicht negative interzellulare Korrelationen gab zwischen Autismusgrad und Kettenlänge. (r = – 0,19, Pre-Scores; r = – 0,34, Post-Scores). Obwohl die Effekte von Testform und Kettenlänge auf das autistische Denken im allgemeinen nicht signifikant bei einem Level von 0,05 lagen, waren sie nahe genug an statistischer Signifikanz, um es wert zu sein, durch Co-Varianz korrigiert zu werden. Alle im folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf Autismus-Scores, richtig eingestellt durch Testform und Kettenlänge.
Eine dritte vorläufige ANCOVA, Experimentalbedingungen x Geschlecht, auf die Pre-Scores des autistischen Denkens, die Kettenlänge und Testform als Co-Varianten verwendete, zeigte, daß die sechs Experimentalgruppen sich im Score des autistischen Denkens vor der experimentellen Behandlung nicht voneinander unterschieden (F = 0,09, 0,73, und 1,57 jeweils für Bedingungen, Geschlecht und Bedingungen x Geschlecht).
Zuerst sahen wir voraus, daß die SD Guppe mehr autistisches Denken nach SD zeigen würde als irgendeine der Kontrollgruppen. Die Experimentalbedingungen x Sex ANCOVA in der Nachher-Bewertung (ausgleichend für Testform und nachher-Kettenlänge) zeigte, daß diese Hypothese bestätigt wurde. Der F Quotient für den orthogona-
len Vergleich zwischen der SD Gruppe und den beiden Kontrollgruppen betrug 4,33 (df = 1,28, p < 0,05). Wenn die Postscores weiter eingestellt wurden (durch Covarianz) durch Prä-Autismus Score und Prä-Kettenlänge, stieg der F Quotient auf 5,64 (df = 1,26, p < 0,03). Die groben und justierten Mittel werden in Tabelle 2 dargestellt. Das grobe Mittel zeigt, daß das autistische Denken in der SD Gruppe von der präexperimentellen zur postexperimentellen Anwendung des ABT (von 6,75 auf 10,08) um 3,33 Punkte anstieg, aber in den beiden Kontrollgruppen sank (1,42 Punkte bei der SI Kontrollgruppe und 1,67 Punkte bei der SP Kontrollgruppe). Keine der anderen Effekte in dem Modell (Geschlecht, SI vs. SD, Geschlecht x SD, Geschlecht x SI vs. SP) war statistisch signifikant.1
Zweitens sagten wir voraus, daß Es negativ mit dem autistischen Denken korrellieren würde. Diese Korrelation betrug – 0,40 (df = 34, P < 0,02) für die Pre-Scores; diese Hypothese wurde ebenfalls bestätigt.
Drittens sagten wir voraus, daß Es negativ mit der Steigerung des autistischen Denkens in der SD Gruppe korrelieren würde, aber nicht in den beiden Kontrollgruppen. Die Korrelation der Es mit dem einfachen postexperimentellen Autismus Score in der SD Gruppe betrug – 0,36 und jeweils 0,24 und 0,22 in den SI und SP Gruppen. Wenn die Autismus Post-Scores mittels linearer Regression durch die Autismus Pre-Scores richtig eingestellt wurden, betrugen die Korrelationen zwischen Es und diesen Differenzen jeweils – 0,38, 0,42 und 0,50 für die SD, SI und SP Gruppen.2 Obwohl die Korrelation von – 0,38 in der SD Gruppe nicht signifikant von 0 abweicht, ist sie signifikant abweichend vom Mittelwert (0,46) der Korrelationen der anderen beiden Gruppen, t(30) = 2,31, p < 0,05. Somit sind die Effekte der SD für Probanden mit niedrigem Es besonders stark.
TABELLE 2
Prescore, Postscore und justierte Mittel der Varianz der ABT Messungen
—————————————————————————-
Gruppe
—————————————————————————-
Sensorische Soziale Soziale
Deprivation Isolation Partizipation
————- ————- ————-
Variable M F M F M F
—————————————————————————–
Prä-Wörtera 90,83 95,17 103,00 95,17 84,67 94,50
Prä-Autismusb 7,50 6,00 8,33 5,67 6,67 8,00
Post-Wörtera 95,67 89,33 92,83 101,83 83,50 95,67
Post-Autismusb 8,50 11,67 7,33 3,83 7,17 5,17
Post-Autismus
einfach justiertc 8,74 11,32 7,30 4,64 6,27 5,41
Post-Autismus
weiter justiertd 8,12 12,37 6,16 5,18 6,83 4,54
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aPrä(Post)-Wörter = Anzahl der Wörter in allen 20 Ketten im Prä(Post)-Test.
bPrä(Post)-Autismus = Autismus Score aller 20 Ketten im Prä(Post)-Test.
cPosttest Autismus Scores justiert durch die Anzahl der Wörter der Kette und
durch die Testform (A oder B).
dMittel Post-Test justiert durch Prä-Autismus, Prä-Wörter, Testform und
Post-Wörter.
DISKUSSION
Die Haupthypothese, die in diesem Experiment überprüft wurde, daß SD den Level des autistischen Denkens in Relation zu den Kontrollbedingungen anheben würde, wurde durch die Daten des statistisch signifikanten Levels vor und nach der Regulierung der natürlich vorkommenden individuellen Unterschiede in den Prä-Scores unterstützt. Ähnlich wurde die zweite Hypothese, die eine inverse Relation zwischen Es und autistischem Denken voraussagte, bekräftigt. Die dritte Hypothese bezüglich der Relation der Es auf die Effekte der Experimentalbedingungen auf autistisches Denken erhielt eine qualifizierte Unterstützung; die negative Korrelation zwischen Es und der Score Veränderung des autistischen Denkens war nicht signifikant different von 0 (möglicherweise weil die Korrelation auf nur 12 Probanden basierte), war jedoch signifikant abweichend von den gefundenen positiven Korrelationen in den beiden Kontrollgruppen.
Zuerst sind diese positiven Korrelationen in den Kontrollgruppen schwer zu verstehen, aber es sollte betont werden, daß sie im Zusammenhang mit einer allgmeinen Reduktion des autistischen Denkens vom Prä-Test zum Post-Test auftrat. Die neun Kontroll-Probanden, deren Score über dem Es-Mittel der Eingangsgruppe lag (46,2), reduzierten nicht ihren Level des autistischen Denkens im allgemeinen (ABT Score von 6,33 für Prä-Test und Post-Test),
sondern die 15 Probanden, deren Score unterhalb des Es Mittels lag, reduzierten ihren ABT Score um 2 Punkte (Prä-Test M = 7,66 und Post-Test M = 5,60). Somit ist die positive Korrelation zwischen Es und Score Veränderungen in diesen beiden Grppen eher kennzeichnend für eine Abnahme des autistischen Denkens bei den niedrig-Es Probanden als für einen Anstieg bei den hohen Es Probanden.3
Auf der anderen Seite hatten in der SD Gruppe die 7 Probanden, die punktmäßig über dem Es Mittel lagen, einen leichten Anstieg im autistischen Denken um 1 Punkt (Prä-Test M = 6,71 und Post-Test M = 7,71), wohingegen die niedrig-Es Gruppe von 5 Probanden in SD um 6,6 Punkte anstiegen (von 6,80 im Prä-Test auf 13,40 im Post-Test), was indizierte, daß die große Steigerung im autistischen Denken in der SD Gruppe hauptsächlich den niedrig-Es Probanden zuzuschreiben war.
Sowohl unter Experimental- als auch unter Kontrollbedingungen blieb das autistische Denken der hoch-Es Probanden von Prä-Test zu Post-Test ziemlich konstant: Das autistische Denken der niedrig-Es Probanden variierte in beeindruckender Weise, je nach Experimentalbedingung, der sie ausgesetzt waren. Somit waren die Unterschiede im autistischen Denken zwischen den drei Experimentalgruppen in hohem Maße den niedrig-Es Probanden zuzuschreiben. Die Konstanz der adaptiven Funktionen unter variierenden Experimentalbedingungen mögen Teil dessen sein, was durch die Es Skala gemessen wurde und Teil dessen, was man mit Ich-Stärke meint.
Die Abhängigkeit der Ich-Funktionen (anders als Konsensualität) von einem kontinuierlichen Kontakt mit der Realität müßte ebenfalls durch experimentelle Formen, ähnlich der dargestellten, getestet werden. Solche Funktionen müßten Stress oder Schmerztoleranz, Planen, Erinnern von Träumen und Phantasieen und genaue Zuordnung von Gefühlszuständen bei sich und anderen, um nur einige zu erwähnen, beinhalten. Parallelergebnis