Die allgemeinen therapeutischen Elemente und prozeduralen Komponenten der Selbsthypnose und anderen stressreduzierenden Techniken
Prof. Dr. W. Martin Ewald, ERFTSTADT
ABSTRACTUM
Selbsthypnose scheint der Prototyp von fünf anderen Techniken zu sein, die gegenwärtig auf dem Markt sind, um psychischen Stress zu kontrollieren. Diese Techniken, wie die Selbsthypnose, sind selbstlernend, selbstregulierend und folgen einem Ausbildungsmodell. All diese Techniken scheinen als Training geeignet zu sein, den Zugang zu mindestens einer oder mehr von drei nützlichen Bedingungen (Hypersuggestibilität, „allozentrischer Modus der Wahrnehmung“, kognitive Kontrolle automatischer Funktionen) bei psychophysiologischen oder Verhaltensänderungen zu verschaffen. Die Wahrscheinlichkeit, Zugang zu diesen drei therapeutischen Elementen zu haben, steigt durch vier Verfahrensvariablen an (sensorische Restriktion, Relaxation, die Zuverlässigkeit erhöhende Zusammenbindung und therapeutische Erwartungen), die in die Selbsthypnose und die anderen fünf psychophysiologischen, stressreduzierenden Techniken eingebaut sind.
EINFÜHRUNG
Psychischer Stress (Lazarus, 1966; Appley & Trumbull, 1967) war beteiligt an der Verschlimmerung oder Etiologie verschiedener psychischer und medizinischer Störungen (e.g. Kopfschmerz, Magengeschwüre, essentieller Bluthochdruck, Alkohol-, Drogen- und Tabakmißbrauch). Analysen des psychischen Stresses hoben die kritische Rolle des Bewußtseins (e.g. Bewertung und Kennzeichnung) in der Reihenfolge der Ereignisse vor, die psychischen Stress enthalten (Arnold, 1960; Achachter, 1966; Mandler, 1975) und deuten darauf hin, daß es unwahrscheinlich ist, daß psychische Erregung allein, ohne aversive kognitive Kennzeichnung der Erregung, eine ausreichende Voraussetzung für die Akquisition und Aufrechterhaltung chronischer, stressbezogener klinischer Bedingungen ist.
Die Stressoren, die auf diese Patienten übergreifen, haben selten Gewebsschäden zur Folge oder die Behandlung von Gewebeschäden. Häufig zeigen sie sich in vagen, unklaren Formen, die kumulative physiologische Erregung und/oder ambivalente Gefühle in diesen Patienten wecken. Diese „psycho-sozialen“ Stressoren können in einer unglücklichen Ehe, einem Problemkind, einem überkritischen Vorgesetzten, einem unrealistischen Leistungsdenken, Zurückweisung oder Einsamkeit liegen. Für diese komplexen psycho-sozialen Probleme kann nicht adäquat Abhilfe geschaffen werden, einfach durch „Kämpfen oder Fliegen“-Methoden der Nachahmung, oder alternativ durch moderne Drogen oder Chirurgie.
Eingehende Prüfungen in den letzten fünfzehn Jahren zeigen, daß fast 60% der Patienten im Wartezimmer eines Allgemeinsmediziners physische Beschwerden ohne physische Ursachen haben (Dummings, 1977; Hilkevitch, 1965). Diese Statistik wird unterstützt von der Tatsache (Blackwell, 1975), daß weniger Tranquilizer wie Librium
die am häufigsten verschriebenen Medikamente in der Allgemeinpraxis sind, und daß stressbezogene Störungen an die Stelle infektiöser Erkrankungen treten als Hauptursache für Tod und Behinderung in der Industriegesellschaft (U.S. Department of H.E.W., 1973). Es scheint, daß es einen realen Bedarf gibt für effektive, reliable und preiswerte psychologische Methoden, um mit psycho-sozialen Stressoren fertig zu werden. Selbsthypnose könnte in solch einen Bedarf passen.
Selbsthypnose
Es gibt natürlich eine Menge verschiedener Techniken, verschiedene Stati des Bewußtseins herbeizuführen, die Elemente der Selbsthypnose enthalten können (e.g. religiöse Tänze, Gebete). Aber die konventionellere Methode der Selbsthypnose ist das stille, innere Verfahren, in einer relativ bewegungslosen Haltung. Selbsthypnose ist letztlich eine psychophysiologische Technik, in sich selbst einen veränderten Bewußtseinszustand hervorzurufen durch Hyper-suggestivität und eine ansteigende kognitive Kontrolle der automa-tischen Funktionen. Das Dritte jedoch ist wahrscheinlich ein anderes Charakteristikum dieses Zustandes, die ansteigende Kreativität, die sogar noch wichtiger ist, um Probleme zu lösen, aber schwierig zu dokumentieren (Bowers, 1978; Raikov, 1976).
Die Wichtigkeit de gesteigerten Kreativität liegt in der einfachen Tatsache, daß der meiste psychische Stress nicht durch Gewebeschäden hervorgerufen und aufrechterhalten wird, sondern durch rigide Bewertungen, Erwartungen und die fixierte Bedeutung, die wir psycho-sozialen und anderen Ereignissen zuweisen, über die wir wenig oder gar keine Kontrolle haben. Dispositionen zur kognitiven (Ellis, 1962; Beck, 1976) Bewertung können in „Stressoren“ hineinführen, die unvermeidlichen psycho-sozialen Ereignisse (Versagen, Verzögerungen, Unsicherheit, Zurückweisung, etc.) des Lebens. Wenn man sie streng als „Stressoren“ bewertet, können diese Ereignisse zu chronischer und exzessiver physiologischer Erregung führen (die muskuläre oder vaskuläre Schmerzen verursachen), zu negativem kognitivem Nachdenken (Depression), neurotischer Vermeidung (Phobien) oder Selbstmedikation (e.g. Substanz-Mißbrauch).
Es scheint in der Selbsthypnose eine Alteration im Modus der Bewertung von Alltagsereignissen und Problemen aufzutreten (Fromm, Brown, Hurt, Oberlander, Joab, Boxer & Pfeifer, 1981). Diese Alteration ist eine Funktion bestimmter Komponenten (sensorische Restriktion, reduzierte physiologische Erregung und positive Erwartungen), die für Selbsthypnose gemein sind und sicher für andere psychophysiologische, stressreduzierende Techniken wie Autogenes Training, symbolische Desensitisation, Biofeedback zur Entspannung, Transzendentale Meditation und progressive Muskelrelaxation. Verschiedene Aspekte dieser Alteration in der Wahrnehmung von Alltagsereignissen wurden früher von Dichtern wie William Blake und zahlreichen religiösen Mystikern beschrieben. Aber seit neuerem wurde diese Alteration in der Wahrnehmung, die wahrscheinlicher für die Selbsthypnose wurde, psychologisch von Kris (1951), Schachtel (1959) und anderen beschrieben. Die Wahrnehmung verändert sich in dem Maße, in dem die Wahrscheinlichkeit, wie Ereignisse und Probleme des Lebens (Szasz, 1960) als ungewohnt angesehen werden, ansteigt. Schachtel (1959) nannte dies
den „allozentrischen Modus der Wahrnehmung“ und beschrieb ihn so: „diese Offenheit bedeutet, daß die Sensibilität einer Person, sein Bewußtsein und seine Sinne rezeptiv freier sind, weniger eingeschränkt durch fixierte Erwartungen und Festsetzungen, und daß das Objekt auf verschiedene Weise betrachtet wird, aus verschiedenen Blickwinkeln und nicht mit irgendwelchen fixierten Absichten, um sie zur Befriedigung besonderer Bedürfnisse zu benutzen oder um eine bestimmte Erwartung auf ihre Möglichkeit hin zu testen“.
Fünf andere Techniken wie Selbsthypnose wurden kürzlich vorgeschlagen, um psychischen Stress zu bekämpfen. Die bekanntesten dieser Methoden sind Transzendentale Meditation (TM), Autogenes Training, Progressive Relaxation, Symbolische Desensitisation (Bandura, 1968) und Stirnband-EMG-Biofeedback. Es gibt Berichte, daß zumindest einige dieser Techniken auch die Suggestibilität, Kreativität und die kognitive Kontrolle der autonomen Funktionen (Green, Green & Walters, 1971; Budzynski, 1976; Wickramasekera, 1971, 1973; Schubot, 1966; Ferguson & Gowen, 1974) erhöht. Es gibt ebenfalls Hinweise für die klinische Anwendbarkeit dieser Techniken für viele Patienten mit bestimmten stressbezogenen Problemen (Budjynski, Stoyva, Adler & Mullaney, 1973; Wolpe, 1973; Schultz & Luthe, 1959; Jacobsen, 1970; Wallace & Benson, 1972).
Allgemeine therapeutische Elemente
Von der Hypersuggestibilität, dem „allozentrischen Modus der Wahrnehmung“ und der erhöhten kognitiven Kontrolle der autonomen Funktionen nimmt man an, daß sie die wesentlichen und ausreichenden Bedingungen sind für positive klinische Ergebnisse mit diesen sechs psychologischen Techniken der Stressreduktion. Die Hypersuggestibilität, die durch Selbsthypnose hervorgerufen wird und die anderen fünf Techniken können eine Person dazu befähigen, sich ihrer zu bedienen und sie zu seinem Nutzen zur Problemlösung und faktischen Information aufzunehmen, die er im Wachzustand ignorieren oder als irrelevant betrachten müßte. Zum Beispiel lenkt Spiegels (1970) Selbsthypnoseverfahren zur Raucherentwöhnung die Aufmerksamkeit des Patienten auf wichtigen, aber ignorierte Information. Zum Beispiel sagt er „du kannst nicht ohne deinen Körper leben … Dies ist dein Weg, die zerbrechliche, kostbare Natur deines Körpers anzuerkennen … (Spiegel, 1976).
Die erhöhte kognitive Kontrolle der autonomen Funktionen, die ein Patient häufig bei Selbsthypnose oder den anderen fünf Techniken erfährt, kann erheblich zu seiner Überzeugung von der „Selbst-Wirkung“ (Bandura, 1977) beitragen, abgesehen von der aktuellen Reduzierung der Häufigkeit oder Intensität spezifischer Symptome (e.g. Spannung oder Migräne). „Eine Wirkungserwartung ist die Überzeugung, das geforderte Verhalten erfolgreich zur Erzielung eines Ergebnisses ausführen zu können“ (Bandura, 1977). Selbst-Wirkung wurde von Bandura (1977) postuliert als primäre Determinante der Intensität und Dauer eines kopierten Verhaltens, vorausgesetzt, der Patient hat die entsprechenden Fähigkeiten und Anregungen.
Der „allozentrische Modus der Stimulation“ erhöht die Wahrscheinlichkeit einer kreativen Einstellung alten Problemen des Lebens gegenüber, die, eine „Bedeutung“ darin zu sehen, was bedeutungslos
erschien, unbelastet den Ereignissen des Tages entgegenzusehen und Alternativen wahrzunehmen, wo vorher keine zu sein schienen. Diese einstellungsmäßigen und wahrnehmungsmäßigen Veränderungen können weitreichende positive verhältensmäßige und biologische Konsequenzen haben, die zu einer Rückkopplung zu verstärkten perzeptualen Veränderungen führen. Der Patient könnte risikofreudiger werden, neue Fähigkeiten erwerben, seine Umgebung erforschen und in diesem adaptiven Verhalten angesichts von Unsicherheit und Nicht-Verstärkung bleiben. Das Nicht-Vorhandensein einer adaptiven mentalen Haltung kann schließlich die Selbstbestätigung ebenso schädigen wie der Verlust eines Armes oder Beines.
Ähnlichkeiten
Es gibt viele Unterschiede zwischen symbolischer Sensitivierung, transzendentaler Meditation, Stirnband-EMG-Biofeedback, Autogenem Training, Progressiver Relaxation und Selbsthypnose. Trotz der Unterschiede zwischen diesen sechs Techniken in historischer, kultureller und philosophischer Hinsicht scheinen sie auf der prozeduralen Ebene einige Gemeinsamkeiten zu haben. Die augenfälligste Weise, in der fünf dieser Techniken gleich sind, ist in ihrer Ähnlichkeit zur Selbsthypnose. Wie bei der Selbsthypnose werden Patienten oder Trainierende von einem Therapeuten, Guru oder Trainer in diese Methoden eingeführt, der selbstverständlich ein Bildungsmodell verwendet. Wie bei der Selbsthypnose liegt die Betonung auf der aktiven Teilnahme des Patienten, auf der Selbstregulation des Verfahrens, auf der Verantwortlichkeit des Patienten für den Erfolg der Therapie, auf einer graduierten Hinführung an schwierige therapeutische Aufgaben, der Zuteilung von Hausaufgaben, Nachdruck legen auf wiederholtes üben zu Hause oder auf der Arbeit, Führungslinien und periodischem Rückblick oder Supervision mit dem Trainer. All diese Techniken scheinen eine gradiertes Ausbildungsmodell zu gebrauchen, das den Übenden zu einem aktiven Teilnehmer seiner eigenen Rehabilitation macht.
Alle diese Techniken scheinen vier zusätzliche Ähnlichkeiten zu haben:
1. Alle sechs Techniken scheinen das Training der restriktiven sensorischen Stimulation während der Übungen zu unterstützen oder zu erfordern.
Zum Beispiel:
1. werden die Probanden aufgefordert, ihre Augen zu schließen, still zu liegen oder zu sitzen und/oder ihre Aufmerksamkeit auf den repititiven Stimulus einer Phrase zu konzentrieren.
2. Alle sechs Verfahren helfen dem Patienten, seine Muskeln zu entspannen, sich gehen zu lassen, und seinen Level an physiologischer Erregung zu reduzieren.
3. Alle sechs Techniken beschäftigen explizit oder implizit die Überzeugung des Patienten. Die Glaubwürdigkeit der Technik kann durch ihre Assoziation mit den Lehren (e.g. Wissenschaft, Medizin, menschliches Bewegungspotential (Barber 1976), das Mystische und Esoterische etc.) verstärkt
werden, die bereits eine hohe Glaubwürdigkeit für den Patienten haben.
4. Alle sechs Techniken werden als therapeutische Verfahren dargestellt. Ihr Anspruch auf klinische Effektivität wird unterstützt durch die Darstellung empirischer Daten in Form von Karten und Graphiken, klinischen Anekdoten und schließlich durch plausible und logische Erklärungen.
Wo Daten verfügbar sind, zeigen sorgfältig durchgeführte Studien, daß
a) es große und signifikante Unterschiede gibt in der Reaktion auf diese sechs physiologischen Stress reduzierenden Techniken,
b) die effektiven Komponenten nicht klar sind in diesen scheinbar sehr unterschiedlichen Verfahren und
c) daß der Mechanismus der Veränderung von klinischem Status und physiologischer Reaktion in diesen Studien nicht klar ist.
Sensorische Restriktion und Hypnotisierbarkeit
Es scheint, daß sensorische Restriktion benutzt werden kann, die menschliche Suggestibilität zu erhöhen und die therapeutischen Erwartungen zu potenzieren (Azima, Vispo & Cramer-Azima, 1961; Adams, Robertson & Cooper, 1963; Suedfeld 1969; Lindsley, 1957). Diese Berichte sind in mindestens zwei Tests (Zubek, 1969; Rasmussen, 1973) kritisch und eingehend überprüft worden und werden im weiteren nicht näher ausgeführt.
Die Studien, die wir hier betrachten, bilden indessen die erste kontrollierte empirische Studie, daß sensorische Restriktion reliabel und zumindest zeitweise die primäre Suggestibilität (Eysenck & Furneaux, 1945) oder Hypnotisierbarkeit erhöht. Frühere Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf die sekundäre Suggestibilität oder Persuasibilität und bezieht keine prä-post Messungen der Hypnotisierbarkeit bekannter Reliabilität und Validität mit ein. Die erhöhte Sensitivität eines Patienten auf erwartete Manipulationen ist nicht angemessen katalogisiert durch Veränderungen der primären Suggestibilität oder Hypnotisierbarkeit.
Einige kontrollierte, unabhängig voneinander wiederholte Studien zeigen, daß sensorische Restriktion die primäre Suggestibilität oder Hypnotisierbarkeit zumindest zeitweise erhöht (Pena 1963; Wickramasekera, 1969, 1970, 1971, 1973; Sanders & Reyher, 1969). Diese erhöhte Hypnotisierbarkeit kann Patienten (in stressreduzierenden Therapien) der Reihe nach empfänglicher machen für jegliche expliziten therapeutischen Erwartungen und die implizit geforderten Charakteristika (Orne, 1962) aller klinischen Situationen. Die Komponente der sensorischen Restriktion, die in diese stressreduzierenden Verfahren eingebaut ist, kann die Glaubwürdigkeit des therapeutischen Milieus potenzieren und die Lehren, auf denen diese klinischen Interventionen basieren.
Neuere Berichte (Adams, 1964; Suedfeld, 1977) unterstützen die These, daß in einer klinischen Situation Probanden eine positive therapeutische Reaktion zeigen, sogar auf eine einzige Sitzung von leichter bis mäßiger sensorischer Restriktion. Aber diese Studien erhellen nicht den Mechanismus der Veränderung. Die therapeutischen Regime von Selbsthypnose, Autogenem Training, progressiver muskulärer Entspannung, Transzendentaler Meditation, klinischem Biofeedback und symbolischer Desensitisation erhöhen die Wahrscheinlichkeit zahlreicher kurzer, konsekutiver Phasen sensorischer Restriktion, die die kumulativen therapeutischen Effekte durch potenzierte primäre Suggestibilität und daraus folgender erhöhter Akzeptanz für assoziierte positive Erwartungen erhöhen.
Muskelrelaxation und Hypnotisierbarkeit
Relaxationsanweisungen sind eine der unabhängigen Variablen, die die Suggestibilität erhöhen (Barber, 1969). Es scheint, daß die Erhöhung der Präzision des Relaxationstrainings mit EMG-Feedback die Suggestibilität sogar signifikanter steigern kann. In einer vorläufigen Studie (Wickramasekera, 1971) mit zwölf weißen, weiblichen Anfängerinnen zwischen 18 und 22 wurde herausgefunden, daß das EMG-Feedback Training die hypnotische Anfälligkeit signifikant erhöht (p < 0,001). Das Kontrollverfahren bestand aus einen Tonband mit den ersten sechs Sitzungen eines psychiatrischen Patienten im Feedback Training. Der Feedback Ton nahm mit der Zeit nonkontingent ab.
Ermutigt durch diese vorläufigen Beobachtungen versuchten wir eine Replikation und nahmen wieder zwölf weiße Anfänger und ein experimentales Feld, das identisch war mit der früheren Studie. Die einzigen Unterschiede waren, daß in der zweiten (Wickramasekera, 1973) Studie
1. die Feedback Trainingssitzungen 30 Minuten dauerten;
2. die post-Test für hypnotische Anfälligkeit von einem Forschungs-Assistenten durchgeführt wurde, der blind war (wahr oder falsch) für die Natur des Feedback-Trainings, das die Probanden erhielten.
Wir fanden wiederum heraus, daß respons-kontingentes (wahr) Feedback-Training die hypnotische Anfälligkeit signifikant (p = 0,001) erhöht.
In beiden oben beschriebenen Studien wurden alle Gruppen gleichgesetzt auf prädeterminierte Hypnotisierbarkeit, und verbale Instruktionen gegenüber den Probanden waren begrenzt auf Probanden, die nur verbale Instruktionen vom Tonband bekamen, die ihnen mitteilte, daß sie dazu trainiert wurden zu entspannen, und daß Feedback Training ihre Fähigkeit zu entspannen erhöht. Diese Studien benötigen eine unabhängige Replikation, aber innerhalb der Zwänge unserer beiden experimentellen Studien und unser klinischen Verfahren mit Spannungskopfschmerz-Patienten haben wir häufig beobachtet, daß die, die beim Lernen reliabler Versenkung Erfolg hatten (annähernd 3 uV. P-P), die EMG- Level anfälliger schienen für Hypnose bei post-Tests des SHSS: B (Wickramasekera, 1976). Diese Beobachtungen stimmen auch mit den systematischen Unter
suchungen von Engstrom (1976) und den klinischen Untersuchungen von Malzack und Perry (1975) überein, die EEG Feedback zu Relaxation benutzten, obwohl einige Probleme bei der Interpretation der EEG Untersuchungen auftreten könnten (Evans, 1972; Dumas & Spitzer, 1978).
Einsatz der Überzeugungen des Patienten und/oder Kognitive Motivation
Die Glaubwürdigkeit (Zuverlässigkeit) scheint letztendlich eine Funktion selektiver Erfahrung und effektiver Ereignisse zu sein. (Wickramasekera, 1979). Die Verschiedenheit der äußerst glaubhaften Lehren (Wissenschaft, Medizin, menschliche Stärke und Mysterium), die diese Techniken rationalisieren, erlauben eine Anpassung irgendwo in diesem kurzen Spektrum, an die Masse an Bedürfnissen und Glaubensformen, die Menschen in Stress zu professionellen und laienhaften Heilern bringen. Als Kinder wurden wir gelehrt, die Vorstellung von Kraft und Mysterium der Hypnose durch die Massenmedien (Film, Fernsehen, Populärliteratur, Zeitungen) überzubewerten. Kognitive Motivation zur Teilnahme an Hypnose oder Selbsthypnose kann latent vorhanden sein, lange bevor der Patient das Wartezimmer betritt. Kürzlich wurden heroische Anstrengungen (Hilgard, 1965; Barber, 1979) getätigt, mit einigem Erfolg, Hypnose in den Topf der Wissenschaft zu packen und sogar mit der potentiellen menschlichen Entwicklung zu verkuppeln (Barber, 1976).
TM Training beispielsweise wird durch Anzeige von Karten und Graphiken eingeführt und mit einer Lektüre über die wissenschaftliche Validität des TM. Progressive Relaxation (Jacobson, 1970) beansprucht seine Wurzeln in den Laboratorien der Muskelphysiologie und EMG Messung. In die Desensitisation (Wolpe, 1958) wird ein Patienten in der klinischen Praxis eingeführt, mit dem Hinweis auf deren Ursprung in den entsprechenden Laboratorien und seinen mutmaßlichen Ursprung in der experimentellen Psychologie (Buchwald & Young, 1969). Klinisches Biofeedback verwendet impressive, wissenschaftlich-medizinische Instrumente und scheint tatsächlich eine so hohe Validität im Ansehen zu haben, daß es keinerlei explizite Präsentation von Referenzen benötigt. Autogenem Training geht eine ernsthafte, ritualisierte Messung der vitalen Funktionen (Puls, Blutdruck, etc.) voraus, die den Eindruck vermitteln, daß ernstzunehmende und heilende Ergebnisse zur Verfügung stehen. Die wissenschaftliche und medizinische Bündelung dieser sechs Verfahren kann deren Glaubwürdigkeit und Attraktivität für viele Menschen mit Erschöpfung erhöhen.
Diese Lehren vermitteln die Art von dauerhafter (Resistenz gegenüber fehlender Bestätigung durch wissenschaftlich negative Instanzen) und anti-situationeller, gleichbleibender kognitiver Motivation um „Hoffnung“ zu wecken (Frank, 1965) und die größeren Probleme durch Nicht-Zustimmung (Unterlassung, die „Hausarbeit“ zu verrichten) zu minimieren, für die sämtliche psychologischen (sogar mehr als medizinische Behandlungen) Behandlungsformen anfällig sind. Medizinische Interventionen haben gezeigt, daß das effektivste Behandlungsprogramm (primäre Prävention) dasjenige ist, das die geringste persönliche Anstrengung erfordert (Saward & Sorensen, 1978), beispielsweise Interventionen wie die öffentliche Gesundheitspflege von Wasser, Abwasser und Fluoridation etc.
Psychologische, im Gegensatz zu medizinischen Interventionen (Injektionen, Chirurgie, Tabletten etc.) erfordern einen großen Personal- und Zeitaufwand und wirken sich auch störend auf die Prioritäten eines Patienten und seine Lebensweise aus. Daher ist eine umfassende und anti-situationelle, konsistente Lehre, die resistent ist gegen Nicht-Bestätigung durch bestimmte negative Instanzen wesentlich, um die Bereitwilligkeit angesichts geringem Fortschritt, Unsicherheit, Konflikten und zeitweisen klinischen Rückfällen zu motivieren. Die Dogmen älterer und umfassenderer Religionen hatten einst diese Motivationskomponenten. Aber heute steht die Markttauglichkeit einer Lehre in direktem Verhältnis zu dem Umfang, in dem sie sich in Wissenschaft, Medizin, Humanismus oder Mysterium in dieser Reihenfolge anbinden läßt. Die Zuverlässigkeit eines Verfahrens ist eine Determinante für die Stärke der Erwartungen, die sie hervorruft.
Therapeutische Erwartungen und klinische Ergebnisse
Es gibt einen guten Konsens zwischen Psychotherapie und medizinischer Literatur, daß die Erwartungen eines Patienten die klinischen Ergebnisse bei psychischen und biologischen Störungen stark beeinflussen können (Frank 1965; Shapiro, 1971; Beecher, 1959; Goldstein, 1962). Die medizinische Literatur zeigt, daß die Wirkung einer aktiven Droge verringert, potenziert oder umgekehrt werden kann durch erwartungsgemäße Manipulationen (Shapiro, 1971). Beecher (1959) und Evans (1974) überprüften alle 36 Doppel-Blind-Studien und fanden heraus, daß ein Plazebo organische Schmerzen bei 36% der Patienten um die Hälfte reduzierte.
Es gibt gegenwärtig mindestens drei Modelle über den Plazebo-Effekt. Die Suggestion-Hypothese (Shapiro, 1971; Barber, 1969), die Angst-Reduktions-Hypothese (Orne, 1974), und kürzlich habe ich das konditionierte Reaktions-Modell (Wickramasekra, 1977) eingebaut sind vorgeschlagen. Alle drei Modelle betrachten die Erwartungen des Patienten als kritische Komponente. Die therapeutischen Erwartungen haben sich ebenfalls als starke Einflüsse auf die Ergebnisse der Psychotherapie erwiesen (Goldstein, 1962; Strupp & Bergin, 1972), und zwei neuere, unabhängige Studien über die umfangreiche Literatur der Desensitisierung (Kadzin & Wilcoxin, 1976; Licjk & Bootzin, 1975) kamen zu demselben Ergebnis.
ZUSAMMENFASSUNG
Selbsthypnose und die fünf anderen psychophysiologischen Stress reduzierenden Techniken basieren auf dem Lernmodell der Selbstregulation. Trotz verschiedener kultureller, philosophischer und historischer Wurzeln sind diese fünf Techniken gleich im Hinblick auf vier prozeduale Variablen (Sensorische Restriktion, Relaxation, Zusammenbinden an potentielle Zuverlässigkeit und therapeutische Erwartungen), die einen veränderten Bewußtseinsstatus im Training hervorrufen. Dieser veränderte Bewußtseinsstatus scheint drei therapeutisch effektive Elemente zu beinhalten. Diese Elemente sind Hypersuggestibilität, der „allozentrische Modus der Wahrnehmung“ (Sachtel, 1959) und eine erhöhte kognitive Kontrolle der autonomen Funktionen.
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